Die Fundaciòn Monte Mediterráneo in Spanien
Ein Ausbilder berichtet von seinen Praktikumserfahrungen auf einer Dehesa
Auslandsaufenthalte im Berufsleben sind längst gängige Praxis, so auch für Mike Lilienthal. Er ist im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Hildesheim als Ausbilder im Gartenbau für die Fachrichtung Zierpflanzenbau tätig. Das Erkennen von Möglichkeiten und Grenzen der angewandten Inklusionspraxis bei Erasmus+ -Auslandsaufenthalten für minderjährige und volljährige Teilnehmer/innen aus den Berufen nach §66 Berufsbildungsgesetz im Agrarbereich und der Hauswirtschaft sollte betrachtet werden.
Die Fundaciòn Monte Mediterráneo ist eine Stiftung und widmet sich intensiv der Aus- und Weiterbildung im Agrar- und Umweltbereich. Sie bietet zusammen mit der agro-ökologischen Ausrichtung ihrer Betriebsstätte Dehesa San Francisco vielfältige Möglichkeiten für Ausbildungseinheiten und Entwicklungsprozesse mit ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Bedeutung im agrarischen Bereich.
Die Fundaciòn ist seit mehreren Jahren Projektpartnerin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Rahmen des Förderprogramms Erasmus+. Über 80 niedersächsische Praktikanten/innen, insbesondere aus den Agrarberufen Landwirt/in, Gärtner/in und Hauswirtschafter/in haben bereits ein Praktikum auf der Dehesa San Francisco absolviert.
Lilienthal nutzte wie weitere Multiplikatoren die Gelegenheit, die Praktikanten/innen über den Zeitraum von acht Tagen als stille Beobachter zu begleiten und dabei Vereinbarkeit und Verträglichkeit sowie der Wechselwirkung des Zusammenwirkens erfahren. Bei regelmäßigen Evaluationen mit den Stiftungsgründern wurden die Anforderungen an Praktikanten, an den aufnehmenden Betrieb, das Betreuungspersonal und die entsendenden Betriebe festgelegt. Dadurch sollten einerseits Überforderungen von Praktikanten/innen und der Betriebsleitung der Dehesa ausgeschlossen werden, andererseits zusätzlichen Praktikanten/innen die Chance der Teilnahme und damit einer Weiterentwicklung eröffnet werden.
Ferner wurden Vorschläge zur Information und Sensibilisierung von weiteren Multiplikatoren erarbeitet. Die berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung und Sensibilisierung für den ökologischen Land- und Gartenbau kamen ebenfalls nicht zu kurz.
Die Praktikanten erlebten sich in einer neuen Umgebung, in der sie andere Tätigkeiten in anderer Konstellation durchführten und auch in einer neuen Gemeinschaft wohnten. Dies ermöglichte ihnen, neue Fähigkeiten an sich zu entdecken oder zu entwickeln und Erfolgserlebnisse zu haben. Durch
den Sprach- und Landeskundeunterricht und die Ausflüge erlebten sie Europa auf eigene Weise.
„Die integrierte Form von Auslandspraktika für Werker/in, Fachpraktiker/in und Auszubildenden der Vollausbildung fördert die sozialen Kompetenzen und den fachlichen Austausch untereinander“, ergänzte Lilienthal, „Hierdurch soll auch der Gedanke der Inklusion der jungen Erwachsenen gefördert werden.“ Der Aufenthalt in einem anderen europäischen Land eröffne den Teilnehmenden den Blick über den Tellerrand hinaus, den sie ohne die Initiative solcher Förderprogramme meist nicht hätten, sagte Lilienthal weiter.
Die Teilnehmenden des Spanienaufenthaltes wurden auf breiter Basis für das Thema
Wertschätzung sensibilisiert - sei es das kostbare Wasser, der Lebensstil mit der Natur und den Tieren oder der Region mit seiner Kultur und den Menschen. Weiterhin erfuhren jungen Menschen auch die eigene Wertschätzung mit der Entsendung durch den Ausbildungsbetrieb und mit der Möglichkeit zur Mitarbeit auf der Dehesa.
In der vorgefundenen Form und Konstellation ermöglichte das Praktikum für die Teilnehmenden einen umfassenden Erwerb von Gestaltungskompetenzen für nachhaltige Entwicklung. Diese stellten sich wie folgt dar:
· Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen.
· Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können.
· Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln.
· Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können.
· Gemeinsam mit anderen planen und handeln können.
· Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien
berücksichtigen können.
· An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können.
· Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden.
· Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können.
· Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- u.
Handlungsgrundlage nutzen können.
· Selbstständig planen und handeln können.
· Empathie für andere zeigen können.
„Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die erworbenen Fach- und Gestaltungskompetenzen auch die Tätigkeiten in den ausbildenden Betrieben und des späteren Berufslebens bereichern werden“, schließt Lilienthal seinen Bericht ab.
Hat dieser Erfahrungsbericht Ihr Interesse geweckt? Dies sind die Termine 2019/2020 für weitere Praktika im Ausland. Ferner finden Sie Informationen zur Inklusion in der Ausbildung und Beschäftigung hier.
Kontakt:
Dr. Dietrich Landmann
Bildungsbeauftragter national / international
Telefon: 05551 6004-131
Telefax: 05551 6004-160
E-Mail: dietrich.landmann@lwk-niedersachsen.dedietrich landmann (at) lwk-niedersachsen de