Fundaciòn Monte Mediterráneo - ein besonderes Praktikum
Die Fundaciòn Monte Mediterráneo widmet sich intensiv der Aus- und Weiterbildung im Agrar- und Umweltbereich und bietet zusammen mit der agro-ökologischen Ausrichtung ihrer Betriebsstätte Dehesa San Francisco vielfältige Möglichkeiten für Ausbildungseinheiten und Entwicklungsprozesse mit ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Bedeutung.
Die Fundaciòn ist seit mehreren Jahren Projektpartner der LWK Niedersachsen im Bereich von Auslandsaufenthalten; über 80 Praktikanten insbesondere aus den Agrarberufen Landwirt/in, Gärtner/in und Hauswirtschafter/in aus Niedersachsen haben bereits ein Praktikum auf der Dehesa San Francisco absolviert.
Das Ziel der Reise war das Erkennen von Möglichkeiten der angewandten Inklusionspraxis bei Erasmus+ KA1 Auslandsaufenthalten für minderjährige und volljährige Teilnehmer/innen aus den Berufen nach §66 BBiG im Agrarbereich und der Hauswirtschaft.
Die Reise fand aus diesem Grund zeitgleich mit einer Mobilität für eine gemischte Gruppe (12 TN) von Praktikanten/innen aus den nachfolgenden Berufen statt:
- Werker/in im Gartenbau (unterschiedliche Fachrichtungen)
- Gärtner/in (unterschiedliche Fachrichtungen)
- Fachpraktiker/in Hauswirtschaft
- Hauswirtschafter/in
Wir, die Multiplikatoren sollten die Praktikanten über den Zeitraum von einer Woche als stille Beobachter begleiten und dabei Kompatibilitäten und Synergieeffekte erfahren. Sie sollten bei regelmäßigen Evaluationen mit den Stiftungsgründern die Anforderungen an Praktikanten/innen, an den aufnehmenden Betrieb, das Betreuungspersonal und die entsendenden Betriebe festlegen und Möglichkeiten zur Information und Sensibilisierung von weiteren Multiplikatoren erarbeiten.
Die Multiplikatoren sollten darüber hinaus Möglichkeiten zur beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung und zur Sensibilisierung von Praktikanten für den ökologischen Land- und Gartenbau kennenlernen und weiterentwickeln.
Teilnehmer:
Mike Lilienthal (Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Hildesheim)
Dirk Orth (Gemeinnützige Werkstätten Oldenburg e. V.)
Heiko Ahlrichs (LWK Niedersachsen)
Ergebnis der Reise
Die Multiplikatoren sind der Auffassung, dass die angewandte Inklusionspraxis bei Erasmus+ KA1 Auslandsaufenthalten bei der Fundaciòn Monte Mediterráneo unter den dortigen Bedingungen insgesamt zielführend und erfolgreich ist. Wir empfehlen daher die Entsendung von Auszubildenden dorthin bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen.
Die Praktikanten erleben sich in einer neuen Umgebung, in der sie andere Tätigkeiten in anderer Konstellation durchführen und auch in einer neuen Gemeinschaft wohnen; dies ermöglicht ihnen, neue Fähigkeiten an sich zu entdecken oder zu entwickeln und Erfolgserlebnisse zu haben. Durch
den Sprach- und Landeskundeunterricht und die Ausflüge erleben sie Europa auf eigene Weise und werden so zu lebendigen Trägern des europäischen Gedankens. Die integrierte Form von Praktika von Werkern, Fachpraktikanten und Auszubildenden der „Vollausbildung“ und „Werker im Gartenbau“ fördert die soziale Kompetenz und den fachlichen Austausch untereinander. Hierdurch soll auch der Gedanke der Inklusion der jungen Erwachsenen gefördert werden. Der Aufenthalt in einem anderen europäischen Land eröffnet den Teilnehmern den „Blick über den Tellerrand hinaus“, den sie ohne die Initiative solcher Programme meist nicht hätten.
In diesem Sinne werden die Teilnehmer auf breiter Basis für das Thema
„Wertschätzung“ sensibilisiert - sei es das kostbare Wasser, der wertschätzende Lebensstil mit der Natur und den Tieren oder die Wertschätzung der Region mit seiner Kultur und den Menschen. Weiterhin erfahren die Teilnehmer auch die eigene Wertschätzung mit der Entsendung durch den Ausbildungsbetrieb und mit der Möglichkeit zur Mitarbeit auf der Dehesa. In der vorgefundenen Form und Konstellation ermöglicht das Praktikum für die Teilnehmer umfassend den Erwerb von Gestaltungskompetenzen für nachhaltige Entwicklung (nach de
Haan), die sich wie folgt darstellen:
1. Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
2. Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können
3. Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
4. Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können
5. Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
6. Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien
berücksichtigen können
7. An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können
8. Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden
9. Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
10. Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- u.
Handlungsgrundlage nutzen können
11. Selbstständig planen und handeln können
12. Empathie für andere zeigen können
Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die erworbenen Fach- und Gestaltungskompetenzen auch die Tätigkeiten in den ausbildenden Betrieben und des späteren Berufslebens bereichern werden. Aufgrund der besonderen Anforderungen an ein Praktikum auf der Dehesa ist für jeden Interessenten zu prüfen, ob die persönlichen und fachlichen Voraussetzungen dafür gegeben
sind. In diesem Zusammenhang ist diskutiert worden, ob die Anforderungen an die Praktikanten in einem Kriterienkatalog schriftlich zusammengefasst werden können. Die Multiplikatoren sind zu der Auffassung gelangt, dass die Individualität der Teilnehmer in starren Kriterienkatalogen nicht
umfassend erfasst und gewürdigt werden kann; vielmehr können feste Kataloge zu „Diskriminierungen“ auf der einen Seite und „Fehlbesetzungen“ auf der anderen Seite führen. Zur grundsätzlichen Sensibilisierung von Ausbildern und Entscheidungsträgern für die Möglichkeiten der Inklusion bei Erasmus+ Auslandsaufenthalten wird alternativ die Durchführung von weiteren Multiplikatoren Reisen zur Fundaciòn Monte Mediterráneo angeregt. Die
Multiplikatoren/Ausbilder können danach jeweils für ihre Auszubildenden die Möglichkeiten und Grenzen eines Praktikums auf der Dehesa besser beurteilen; Überforderungen von Praktikanten und auch der Betriebsleitung der Dehesa können sicherer ausgeschlossen werden, auf der anderen Seite könnte dadurch zusätzlichen Praktikanten die Chance der Teilnahme und damit einer Weiterentwicklung eröffnet werden. Auf jeden Fall wird vorgeschlagen, die verschiedenen Betriebe und Einrichtungen für die Berufsausbildung nach §66 BBiG breit über die Möglichkeiten der Inklusion bei Erasmus+-
Auslandsaufenthalten zu informieren (z.B. Ausbildertagungen, Einzelberatungen). Eine weitere Teilnahme mit neunen auszubildenden und eine engere Zusammenarbeit mit Erasmus + wird angestrebt.
Ich, Mike Lilienthal (Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Hildesheim)
bedanken uns bei Frau Ernestine Lüdeke, Herrn Hans-Gerd Neglein und Herrn Dr. Dietrich Landmann für die engagierte Organisation der Reise.
Korkeichen
700ha Landschaftspark
Ausbildungszentrum auf der Dehesa
Ein Auszubildender bei Kulturarbeiten an der Korkeiche
Abgeschälte Rinde (Kork) der Korkeichen