Vortrag eines gehörlosen Schülers am Gymnasium Andreanum
Einladung des Rotary Club Hildesheim-Rosenstock
„Was für ein bewegendes und erhellendes Meeting …“ (Worte des Präsidenten des Rotary-Clubs)
Am Donnerstag, den 14.09.17, hat der Rotary Club Hildesheim-Rosenstock Nick Apel samt Gebärdensprachdolmetscherin Martina Herkelmann und Förderschullehrerin Andrea Neumann zu einem Vortrag eingeladen. Der Kontakt ist über das Gymnasium Andreanum entstanden, an dem Nick Schüler ist und Frau Neumann als Lehrerin arbeitet.
Die Begrüßung durch den Präsidenten des Rotary-Clubs, Herrn Dr. Volpers, fällt für diesen Abend besonders aus, durch eine Gebärde, nämlich die Gebärde „Guten Abend!“ in der DGS (Deutsche Gebärdensprache), die er dann auch mit den Club-Mitgliedern und Gästen einübt. Dann stellt er den Referenten Nick Apel, einen 14-jährigen, gehörlosen Schüler, und seine zwei „Begleiterinnen“, die Gebärdensprachdolmetscherin Martina Herkelmann und Andrea Neumann, Förderschullehrerin am Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) vor. Mit einer eigens vorbereiteten Bild-Präsentation erläutert Nick seinen bisherigen Lebensweg. Seine Eltern und auch der ältere Bruder sind, wie er selbst, von Geburt an gehörlos. Deutsche Gebärdensprache ist die Sprache in der Familie, d.h. Deutsch ist für Nick die erste Fremdsprache.
Nick hat seine ersten sieben Schuljahre am LBZH verbracht und wurde auf das Andreanum aufmerksam, als sein großer Bruder nach dem Realschulabschluss am LBZH in eine 10. Klasse des Andreanums wechselte. Während des 7. Schuljahres hat er wöchentlich zwei Stunden Lateinunterricht von einer Lateinlehrerin des Andreanums bekommen. Der Wechsel zu einer „hörenden Schule“ machte es erforderlich, ein Jahr zu wiederholen. Sein Bruder, jetzt im 12. Jahrgang derselben Schule, ist der erste Gehörlose in Deutschland, der nach der mittleren Reife an einer Förderschule den Wechsel auf ein „hörendes“ Gymnasium gewagt hat.
Nick berichtet dann von seinen Schultagen, an denen ihn in der Regel zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen begleiten, von der engagierten Solidarität, mit der ihn die Mitschüler empfangen haben, von seiner Freizeitgestaltung (viel Fernsehen mit Untertiteln, gelegentliche Treffen mit Freunden aus der alten und der neuen Schule, ab und zu Reisen zum Gebärdentheater), von zu „ertragendem“ Latein und geliebter Mathematik als Schulfächer. Dies alles passiert mit einer Selbstverständlichkeit, großem, jugendlichen Charme, einer erstaunlichen Klarsicht und intellektueller Schärfe und viel Humor.
Auch die zahlreichen Fragen bringen ihn nicht aus dem Konzept und er bleibt keine Antwort schuldig. Ergänzt werden seine Ausführungen durch die Förderschullehrerin, die z.B. die veränderte Fremdsprachendidaktik in Englisch (naturgemäß mehr aufs Schriftliche gerichtet) erläutert, durch den Präsidenten , der z.B. auf die beruflichen und wissenschaftlichen Erfolge des gehörlosen Chemikers Ingo Barth hinweist, durch Frau Herkelmann, die ganz gelegentlich ihre (übrigens mit beeindruckender Professionalität ausgefüllte) Dolmetscherrolle verlässt und auf Eigenarten der Gebärdensprache hinweist. Wer kann schon wissen, dass es hunderte Gebärdensprachsysteme gibt und dass auch in der DGS Dialekte existieren! Mehr als einmal sind alle an diesem Abend ins Staunen geraten …
Der Präsident bedankt sich bei Nick mit einem Zuschuss fürs Taschengeld und bei Frau Neumann mit einer Orchidee aus Hildesheims bekannter Orchideenzüchterei Wilhelm Hennis.
In der höchst angeregten Diskussion wurde formuliert, dass es ein hohes Maß an Intelligenz erfordere, mit diesem „Handicap“ eine Regelschule wie das Andreanum zu besuchen. Wobei an diesem Abend nicht ganz klar war, wer mehr „gehandicapt“ war. Im Gespräch mit einem gehörlosen Referenten war es ganz klar das Auditorium .
Der Abend endete mit einem Witz, den der Präsident im Vorgespräch in Auftrag gegeben hatte:
Zehn Vögel sitzen im Kirschbaum und futtern Kirschen, der Bauer wird wütend und schießt einmal mit dem Gewehr in die Luft. Neun der zehn Vögel flattern auf und fliegen davon. Nur ein Vogel bleibt sitzen - es ist eine Taube…
Für Nick endet der Tag im Foyer des Hotels. Dort wartet schon sein Vater, der eine Skype-Leitung zur Mutter aufgebaut hat. Sofort begrüßt Nick sie und erzählt in Gebärdensprache von diesem Abend.
Andrea Neumann
„Was für ein bewegendes und erhellendes Meeting …“ (Worte des Präsidenten des Rotary-Clubs)
Am Donnerstag, den 14.09.17, hat der Rotary Club Hildesheim-Rosenstock Nick Apel samt Gebärdensprachdolmetscherin Martina Herkelmann und Förderschullehrerin Andrea Neumann zu einem Vortrag eingeladen. Der Kontakt ist über das Gymnasium Andreanum entstanden, an dem Nick Schüler ist und Frau Neumann als Lehrerin arbeitet.
Die Begrüßung durch den Präsidenten des Rotary-Clubs, Herrn Dr. Volpers, fällt für diesen Abend besonders aus, durch eine Gebärde, nämlich die Gebärde „Guten Abend!“ in der DGS (Deutsche Gebärdensprache), die er dann auch mit den Club-Mitgliedern und Gästen einübt. Dann stellt er den Referenten Nick Apel, einen 14-jährigen, gehörlosen Schüler, und seine zwei „Begleiterinnen“, die Gebärdensprachdolmetscherin Martina Herkelmann und Andrea Neumann, Förderschullehrerin am Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) vor. Mit einer eigens vorbereiteten Bild-Präsentation erläutert Nick seinen bisherigen Lebensweg. Seine Eltern und auch der ältere Bruder sind, wie er selbst, von Geburt an gehörlos. Deutsche Gebärdensprache ist die Sprache in der Familie, d.h. Deutsch ist für Nick die erste Fremdsprache.
Nick hat seine ersten sieben Schuljahre am LBZH verbracht und wurde auf das Andreanum aufmerksam, als sein großer Bruder nach dem Realschulabschluss am LBZH in eine 10. Klasse des Andreanums wechselte. Während des 7. Schuljahres hat er wöchentlich zwei Stunden Lateinunterricht von einer Lateinlehrerin des Andreanums bekommen. Der Wechsel zu einer „hörenden Schule“ machte es erforderlich, ein Jahr zu wiederholen. Sein Bruder, jetzt im 12. Jahrgang derselben Schule, ist der erste Gehörlose in Deutschland, der nach der mittleren Reife an einer Förderschule den Wechsel auf ein „hörendes“ Gymnasium gewagt hat.
Nick berichtet dann von seinen Schultagen, an denen ihn in der Regel zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen begleiten, von der engagierten Solidarität, mit der ihn die Mitschüler empfangen haben, von seiner Freizeitgestaltung (viel Fernsehen mit Untertiteln, gelegentliche Treffen mit Freunden aus der alten und der neuen Schule, ab und zu Reisen zum Gebärdentheater), von zu „ertragendem“ Latein und geliebter Mathematik als Schulfächer. Dies alles passiert mit einer Selbstverständlichkeit, großem, jugendlichen Charme, einer erstaunlichen Klarsicht und intellektueller Schärfe und viel Humor.
Auch die zahlreichen Fragen bringen ihn nicht aus dem Konzept und er bleibt keine Antwort schuldig. Ergänzt werden seine Ausführungen durch die Förderschullehrerin, die z.B. die veränderte Fremdsprachendidaktik in Englisch (naturgemäß mehr aufs Schriftliche gerichtet) erläutert, durch den Präsidenten , der z.B. auf die beruflichen und wissenschaftlichen Erfolge des gehörlosen Chemikers Ingo Barth hinweist, durch Frau Herkelmann, die ganz gelegentlich ihre (übrigens mit beeindruckender Professionalität ausgefüllte) Dolmetscherrolle verlässt und auf Eigenarten der Gebärdensprache hinweist. Wer kann schon wissen, dass es hunderte Gebärdensprachsysteme gibt und dass auch in der DGS Dialekte existieren! Mehr als einmal sind alle an diesem Abend ins Staunen geraten …
Der Präsident bedankt sich bei Nick mit einem Zuschuss fürs Taschengeld und bei Frau Neumann mit einer Orchidee aus Hildesheims bekannter Orchideenzüchterei Wilhelm Hennis.
In der höchst angeregten Diskussion wurde formuliert, dass es ein hohes Maß an Intelligenz erfordere, mit diesem „Handicap“ eine Regelschule wie das Andreanum zu besuchen. Wobei an diesem Abend nicht ganz klar war, wer mehr „gehandicapt“ war. Im Gespräch mit einem gehörlosen Referenten war es ganz klar das Auditorium .
Der Abend endete mit einem Witz, den der Präsident im Vorgespräch in Auftrag gegeben hatte:
Zehn Vögel sitzen im Kirschbaum und futtern Kirschen, der Bauer wird wütend und schießt einmal mit dem Gewehr in die Luft. Neun der zehn Vögel flattern auf und fliegen davon. Nur ein Vogel bleibt sitzen - es ist eine Taube…
Für Nick endet der Tag im Foyer des Hotels. Dort wartet schon sein Vater, der eine Skype-Leitung zur Mutter aufgebaut hat. Sofort begrüßt Nick sie und erzählt in Gebärdensprache von diesem Abend.
Andrea Neumann